Freitag, 18. März 2016

BWK: Ausstellung 2


Teil 2: Vorträge



Die Vorträge zum NS-Unrecht in Blumenthal


In den acht Vorträgen, die die Fotoausstellung ergänzten, referierten vorwiegend die Vertreter von Institutionen, die sich in Blumenthal mit den lokalen Relikten aus der NS-Zeit beschäftigen. Dabei setzen sie unterschiedliche räumliche Schwerpunkte, sodass erst in der Zusammenschau ein Gesamtbild entsteht. Die wichtigsten Teile sind die Erinnerung an die Außenstelle des KZ Neuengamme auf der Bahrsplate, um die sich die Internationale Friedensschule kümmert, die Stolpersteine, die auf das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger aufmerksam machen, der als Denkort verstandene U-Boot Bunker Valentin und nicht zuletzt der Geschichtslehrpfad, der von einem eigenen Verein betreut wird und vor allem den Bunker Valentin mit den Lagern der auf der Baustelle eingesetzten Zwangsarbeiter und Häftlinge verbindet.


Ergänzt wurde dieser Erinnerungs- und Gedenkbereich durch einen Vortrag des Bremer Professors Schminck-Gustavus, der sich vorwiegend unter juristischen Gesichtspunkten mit den Fremd- und Zwangsarbeitern beschäftigt hat, wobei er auch einige wenige konkrete Schicksale junger Polen in der BWK in Gesprächen erfasst hat. Schließlich informierte noch ein Mitglied der Ende 2012 gegründeten Bürgerinitiative "Tanklager Farge" über seine Recherchen zu dem Bau und Betrieb dieses größten unterirdischen Tanklagers, das gegenwärtig durch eine Kontaminationsfahne die Anlieger bedroht. Eine mögliche Ursache dieser Umweltbelastung wird in sehr späten Kriegsfolgen gesehen, sodass die Bürgerinitiative sich intensiv mit den Vorgängen in dieser Zeit beschäftigt hat.

Bei den folgenden Kurzberichten zu den Themen der Vorträge und Präsentationen handelt es sich um keine Zusammenfassungen von vollständigen Protokollen oder Mitschnitten. Vielmehr wurden unterschiedliche Materialien wie handschriftliche Aufzeichnungen, stellenweise Mitschnitte, Zeitungsberichte und zusätzlich im Internet angebotene relevante Informationen verwendet. Dabei standen zwei Ziele im Vordergrund. Die Berichte sollen auch Lesern außerhalb von Blumenthal und Bremen-Nord schnell mit den Themen vertraut machen. Zudem erfolgte eine Gewichtung des umfangreichen Materials im Hinblick auf die übergeordnete Zielsetzung der Vortragsreihe im Rahmen des Themas "Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus". Allein aufgrund der notwendigen Auswahlentscheidungen sind die Darstellungen daher subjektiv, auch wenn durch die Formulierungen versucht wurde, die Aussagen der Vortragenden von Informationen aus anderen Quellen und eigenen Anmerkungen abzugrenzen, ohne durch zu umfangreiche Hinweise die Lesbarkeit des Textes zu erschweren.


NS-Lager auf der Bahrsplate 
(Termin: 7.8)


Die Vortragsreihe begann mit zwei Themen, die von Mitgliedern der Internationalen Friedensschule Bremen behandelt wurden. Bei dieser Organisation handelt sich um ein Projekt des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses in Vegesack. Es wurde 1985 von Teilnehmern eines internationalen Work-Camps des Antifaschistischen Arbeitskreises im Bürgerhaus Vegesack gegründet, wozu Anregungen italienischer Freunde aus Marzabotto beigetragen haben. Mit dieser Stadt in der Region Emila-Romagna, wo 1944 deutsche Soldaten ein schweres Massaker begangen haben, werden seit 1985 2-wöchige Internationale Friedenscamps, mehrtägiger Seminarbegegnungen und weitere Austauschprogramme abwechselnd in Marzabotto oder in Bremen veranstaltet.

Heute versteht sich die Friedensschule als ein Diskussions-und Lernort für interessierte Bürgerinnen und Bürger, in dem nach Ursachen von Gewalt geforscht wird und Wege für ein friedlichen Zusammenlebens aufgezeigt werden sollen. Das ist allerdings eher der große Rahmen für das eigene Selbstverständnis; denn konkret engagiert sich die Friedensschule vor allem für die regionale Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Dazu dienen die Schaffung von Orten des Erinnerns und die Organisation von Fahrten zu Orten der NS-Gewaltherrschaft.

Im ersten Vortrag berichtete Karsten Ellebrecht, der sich intensiv mit der lokalen Geschichte während der NS-Zeit beschäftigt, von dem Komplex von Lagern, die seit 1940 auf der Bahrsplate errichtet wurden. Dabei skizzierte er die verschiedenen Lagertypen und gab einen Überblick über die Lebens- und Arbeitsbedingungen, insbesondere der Häftlinge des KZ-Außenlagers.

Der Bau dieser Gefängniseinrichtungen begann mit einem Lager für Ostarbeiter, das ab April 1943 durch ein Lager für Kriegsgefangene ergänzt wurde. Zwischen beiden Bereichen befand sich ein Marinegemeinscheinschaftslager für die Wachmannschaften.

Ende August 1944 wurde schließlich noch zusätzlich eines der über 80 Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme auf der Bahrsplate errichtet.

Diese Häftlinge mussten für die AG Weser arbeiten, die damals Teil des Werftenkonzens Deutschen Schiffs- und Maschinenbau AG (Deschiag) war. Während ein Teil der Häftlinge täglich per Schiff zum etwa 10 km entfernten Werftgelände nach Gröpelingen transportiert wurde, arbeiteten andere in einer Maschinenhalle, die von der BWK angemietet worden war. Dort stellten sie Teile für die U-Boot-Produktion her.

Schließlich gab es seit November 1944 noch einen sogenannten Judenblock auf der Bahrsplate, wo ca. 200 Häftlinge vorwiegend deutscher und polnischer Herkunft untergebracht waren. 

Nachdem Anfang 1945 das KZ  durch Insassen aus Neuengamme stärker belegt wurde, waren ca. 1.000 Männer allein in dem KZ auf der Bahrsplate untergebracht, von denen zahlreiche Gefangene umkamen, als sie zu einem Todesmarsch in Richtung Bremervörder/Sandborstel aufbrechen mussten, um nicht von den vorrückenden alliierten Tuppen befreit zu werden.


Bürger gestalten eine Gedenkstätte  (Termin: 7.8.)

                                               Gedenkstätte auf der Bahrsplate



Auf Initiative der Friedensschule wurde für diese misshandelten und teilweise ermordeten Opfer der NS-Herrschaft eine Gedenkstätte konzipiert und errichtet.
Über die Einzelheiten berichtete Gerd Meyer, der die Friedensschule mitbegründet hat und diese Institution weiterhin prägt. 

Am Anfang der Konzipierung standen Gespräche mit Zeitzeugen, also vor allem ehemaligen Gefangenen. Für die praktische Umsetzung war der Kontakt mit Marzabotto von großer Bedeutung, der auf einen Besuch von Marzabottos Bürgermeister beim Bremer Bürgermeister Hans Koschnik im Jahre 1985, der Bremen für eine "Union der Märtyrer", einem Zusammenschluss von Städten werben wollte, die besonders von Kriegszerstörungen betroffen sind. Diese italienische Delegation besuchte auch das Bürgerhaus in Vegesack, woraus sich ein gegenseitiger Austausch von Besuchergruppen entwickelte, die sich für die Verbrechen während der NS-Zeit interessierten.

Die Bahrsplate hat allerdings als Gedenkstätte schon eine etwas längere Geschichte, da hier seit 1983 am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert wird. Dabei gedenkt man den Häftlinge in den Lagern des Faschismus und den nach 1945 und in der Gegenwart verfolgten und erniedrigten Menschen.

Gemeinsam mit Teilnehmern aus anderen Ländern, die während des Zweiten Weltkrieges von Kriegsverbrechen deutscher Besatzungstruppen und von Haft und Tod in NS-Lagern betroffen waren, wurde die Gedenkstätte dann bis 2009 schrittweise gestaltet. 

In diesem Rahmen schufen die Teilnehmer des 2. Workcamps Bremen - Marzabotto / Italien gemeinsam mit Jugendlichen aus Ungarn und Tschechoslowakei 1985 die Gedenkstätte 'Rosen für die Opfer'. Ihre Einweihung erfolgte im selben Jahr durch den ehemaligen Widerstandskämpfer Gustav Böhrnsen, den Vater des heutigen Bremer Bürgermeisters, und Georg Gumpert (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)).

Das letzte bestimmende Element der heutigen Gedenkstätte ist der "Stein der Hoffnung", der als ein Projekt des Schulzentrums Alwin-Lonke-Strasse im Ortsteil Burg-Gamke in Kooperation mit der Friedensschule im Jahr 2009 entstanden ist.

An der Einweihung dieser neu gestalteten Gedenkstätte "Rosen für die Opfer" auf der Bahrsplate, die am 4. November 2009 erfolgte, nahmen etwa einhundert Bürgerinnen und Bürger teil. Die Veranstaltung selbst wurde im Beisein des Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen von Nordbremer Künstler, Zeitzeugen und Schüler gestaltet. Zu den Besuchern zählten von der Internationalen Friedensschule Bremen geladene Gäste und ehemalige Lagerhäftlinge.



 
                                              "Stein der Hoffnung" auf der Bahrsplate


Stolpersteine in Bremen-Blumenthal mit anschl. Stadtrundgang (Termine: 14.8. und 26.8)



                                      Stolpersteine Lüder-Clüver-Straße 49

Einen besonderen Stellenwert innerhalb der Vortragsreihe erhielt Frau Ahlers für ihren Beitrag zu den Stolpersteinen in Blumenthal, da sie gleich an zwei Terminen vortragen konnte. Dabei sich Ende August ein Rundgang zu den Stolpersteinen an, sodass die Teilnehmer die Stolpersteine einmal ganz bewusst im Straßenraum wahrnehmen konnten.


Die Stolpersteine sind Teil eines Kunst- und Erinnerungsprojekt des Bildhauers und Aktionskünstlers Gunter Demnig, dessen Werk vom "Spurenlegen" geprägt ist. Das Projekt hat sich mit 40.000 Steinen im Juli 2013 in rund 820 deutschen und 200 ausländischen Städten zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt.

Wie Frau Ahlers berichtete, sind in Blumenthal bisher 26 Messingsteine auf Fußwegen verlegt. Diese Hinweise auf den Fußwegen und Bürgersteigen können zu einer näheren Beschäftigung mit dem Schicksal der Menschen führen, auf die man auf diese Weise stößt. Dazu gibt es sehr detaillierte Informationen im Internet.

Allerdings kann das "Stolpern" nicht nur diesen Effekt haben. Wie Frau Ahlers vielmehr erklärte, ist kein Stein in Blumenthal bisher unbeschädigt geblieben. Manchen wurden sogar mutwillig zerstört und mussten deswegen ersetzt werden.

Da sich Frau Ahlers sehr intensiv mit den Einzelschicksalen der Menschen beschäftigt hat, auf deren Leben und Sterben die Stolpersteine hinweisen, konnte sich auch über das Leben der jüdischen Blumenthaler berichten. Danach erfolgte schon lange vor der Deportation und Ermordung eine Ausgrenzung. So wurden jüdische Geschäftsleute und Nachbarn beispielsweise von den übrigen Einwohnern nicht zu einer Tasse Kaffee oder einen eingeladen.

Diese extreme Segregation der jüdischen Mitbürger hat damals zu relativ häufigen Depressionen geführt, sodass eine Einweihung in ein Krankenhaus erfolgt. Häufig sind die Kranken dann nicht wieder nach Hause zurückgekehrt, sondern waren plötzlich an irgendeiner Krankheit verstorben.



                       Stolpersteine Lüder-Clüver-Str. 26 (Familien Cobliner, Hahn und Levy)



Bau des Tanklagers: Zweck, Hintergründe und Folgen (Termin: 19.8.)



    Vortrag von Dipl.-Ing. Olaf Rehnisch (Quelle: Förderverein)


Die Bürgerinitiative "Bürgerinitiative zur Erhaltung des Wasserschutzgebietes Blumenthal und Aufklärung der Verseuchung von Grund, Wasser und Boden durch das Tanklager Farge" oder kurz Bürgerinitiative Tanklager Farge, in der sich vor allem Anwohner des Tanklagers Farge organisiert haben, die von einer Kontaminationsfahne mit den giftigen und teilweise karzinogenen Kohlenwasserstoffen BTEX und MTBE betroffen sind. So soll auf zahlreichen Grundstücken kein Brunnenwasser benutzt werden. Auch lässt sich ein erhöhtes Risiko für Leukämieerkrankungen in den angrenzenden Ortsteilen Farge und Rönnebeck nicht ausschließen. Durch diese Belastungen sind Immobilien in der Nähe des Tanagers gegenwärtig bestenfalls schwer verkäuflich, sodass die Preise für gehandelte Grundstücke in diesem Bereich deutlich gefallen sind.


Während die Wirkungen der Kontamination weitgehend bekannt sind, liegt ihre Entstehung weitgehend im Dunklen. Dazu hat nicht zuletzt die militärische Geheimhaltung beigetragen, die für dieses Areal seit dem Tanklagerbau gegolten hat. So ist die Betriebsgenehmigung weiterhin nicht öffentlich zugänglich und die Sicherheitsstandards, die beim Bau und der späteren Modernisierung des Tanklagers angewandt wurden, mussten von der Bügerinitiative erst mühsam ermittelt werden.

Ergebnisse dieser 1 1/2 jährigen Recherche konnte der Dipl-Ing. Olaf Rehnisch in seiner Präsentation vortragen, der sich als stellvertretender Vorsitzender vor allem mit den Berichten und Gutachten zur Situation der Kontaminationen beschäftigt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kontamination hat er sich auch mit dem Bau des Tanklager in de NS-Zeit beschäftigt, bei dem auch zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.

Nach Informationen, die bereits von Manfred Tegge zusammengestellt wurden, hat das Reichswirtschaftsministerium am 24. August 1934 die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (WiFo) eine Tarnfirma mit militärischem Auftrag gegründet, deren wichtigste Aufgabe der Bau und Betrieb von Groß- und Zwischentanklagern für die Wehrmacht war. Die Tätigkeiten umfassten den Umschlag und die Einlagerung von Mineralölprodukten sowie die Mischung verschiedener Treibstoffe.

Das Areal im WiFo-Wald, wie es häufig genannt wird, wurde aufgrund seiner Verkehrsanbindung gewählt. So konnten hier die Treibstoffe sowohl über die Weser als auch über die bereits vorhandene Eisenbahnstrecke von Vegesack nach Farge transportiert werden.


Der Bau in Farge begann 1935 unter dem Tarnnamen "Wasserberg". Ursprünglich war eine Fläche von rund 600 ha vorgesehen, um eine große Reserve für spätere Erweiterungen zu besitzen.

Das Tanklager selbst besteht aus 15 Blocks, die jeweils fünf liegende 50 m langen Stahlzylindern mit einem Durchmesser von 10 m umfassen. Jeder Einzeltanks besitzt damit ein Fassungsvermögen von 4.000 m³ Diese unterirdischen Tanks werden durch massiven Beton umschlossen, der mit Erde überdeckt ist. 

Neben diese Anlage mit einem Fassungsvermögen von rund 300.000 m³ wurden auf dem Gelände zwei Verladebahnhöfe für Eisenbahnkesselwagen, ein umfassendes Rohrleitungsnetz mit den entsprechenden Pumpstationen und eine Mischanlage für die Herstellung von Kraftstoff aus synthetischen Vorprodukten errichtet. 

Zu ihr gehört eine weitere Behältergruppe mit 20.000 m³ Fassungsvermögen. In deren fünf Tanks wurden die einzelnen Mischvorgänge durchgeführt. Die mögliche Produktionsleistung der Anlage betrug 2.250 t Fertigware pro Tag.  

Dazu kamen Verwaltungs-, Betriebs- und Sozialgebäude, Einrichtungen für die Stromversorgung und Feuerlöschanlagen.

Außerhalb des Kerngeländes wurden direkt an der Weser zwei Verladebrücken für Tankschiffe gebaut, die über Pipelines mit dem Tanklager verbunden sind. Auch wurde die Strecke der Farge-Vegesacker Eisenbahn für die Zwecke des Tanklage erweitert.


Die Bauausführung am Wifo-Tanklager erfolgte durch die  Gottlieb Tesch GmbH, die für die Unterbringung ihrer Arbeitskräfte am Westrand des Depots das "Lager Tesch" errichtete. Nach er Annexion Tschechiens kamen ab 1938 auch tschechische Fremdarbeiter hinzu. Ab 1941 folgten zahlreiche Kriegsgefangene der Roten Armee und 1942 schließlich eine größere Gruppe polnischer Zwangsarbeiter. 

Die Bewachung der Anlage und der Arbeiter führte damals die SS durch.

Das Wifo-Tanklager wurde ab 1941 schrittweise in Betrieb genommen. Die Bauarbeiten fanden Ende des Jahres 1943 vorerst ihren Abschluss. 

Über die Kriegszerstörungen des Tanklager gibt es keine gesicherten und veröffentlichen Informationen. So sollen einerseits bei mehrfachen Bombardierungen "lediglich" zwei Tanks der Mischanlage und einige Betriebsanlagen dabei beschädigt worden sein, während andererseits durch die Bombenangriffe Ende März 1945 nicht nur einer der Tanks zerstört, sondern auch das unterirdische Rohrleitungssystem getroffen worden sein soll.

Was auch immer damals beschädigt und in den Boden und das Grundwasser gelangt sein mag, dürfte nicht erklären, dass über 60 Jahre später Grundstückseigentümer in einigen Straßen Farges und Rönnebecks vor dem Gebrauch ihres Brunnenwassers gewarnt werden mussten, weil sich die Kontaminationsfahne über die Grenzen des Lagerareals hinweg in Richtung Weser ausgebreitet hat. Die tatsächliche Verursachung ist bis heute unbekannt und wird auch nicht weiter untersucht, nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen eingestellt hat, da sie von einer Verjährung möglicher Straftatbestände ausgeht.



                             Poster der Bürgerinitiative "Tanklager Farge" zur Geschichte in der NS-Zeit


Johann Seubert und der Bunker Valentin. Bilder der Baustelle 
(Termin: 21.8)


                                      Vortrag von Dr. Marcus Meyer (Quelle: Förderverein)


Der Blumenthaler Fotograf Johann oder Jonny Seubert, wie er sich selbst 1937 nannte, hat nicht nur 1937 einen Film über einen Tag in der BWK gedreht, sondern einige Jahre später einen weiteren Dokumentarfilm über den Bau des Bunkers Valentin. Auftraggeber war in der Endphase des Zweiten Weltkrieges die Reichsmarine.


In seinem Vortrag behandelte Dr. Marcus Meyer, der wissenschaftlicher Leiter des Denkortes Bunker Valentin, in seinem Vortrag daher nicht nur den 80 minütigen Film und die über tausend Fotos, die de Baustelle des Bunkers zeigen. 

Vielmehr hat sich zunächst mit dem Filmemacher und seiner Stellung innerhalb des NS-System beschäftigt, um dann vor allem auch der Frage nachzugehen, was der Film aufgrund seines Auftraggeber nicht zeigt.

Die Bedeutung dieses Ansatzes stellte Der Referent gleich zu Beginn seines Vortrages heraus, indem er verdeutliche, dass Bilder immer nur einen Teil der Wahrheit zeigen. Das traf, wie später an Beispielen veranschaulicht wurde, auch auf den Film zu, der einem Auftrag folgte und daher nach diesen Erwartungen gedreht wurde. Um also ein vollständiges Bild vom Bau des Bunkers zu erhalten, das auch die Fassetten zeigt, die der Auftraggeber vermutlich keinem größeren Publikum zeigen wollte, ist es daher genau so wichtig, das zu analysieren und interpretieren, was nicht gezeigt wird. 

Daher folgte eine kurze Biografie von Johann Seubert während der NS-Zeit. Er stammt aus einer in Blumenthal bekannten Fotografenfamilie, trat am 1. Mai der NSDAP und arbeitete als Kreis-Bildberichterstatter. Danach erhielt er eine Reihe von Aufträgen durch die Partei, indem er lokale Parteiereignisse wie Parteitage dokumentiert hat, da das NS-Regine generell visuellen Reizen und dem neuen Medium Film eine große Wirkung auf Zuschauer beimaß. Seine Parteitreue bis in die Zeit des Totalen Krieges, als der Bevölkerung in den zerbombten deutschen Städten ein Endsieg durch Wunderwaffen versprochen wurde, beweist eine ganz besondere Auszeichnung. Er wurde dazu abkommandiert, einen Besuch des Großadmiral Dönitz am 22. April 1944 auf der Bunkerbaustelle in Rekum zu filmen. 

Offenbar fiel diese Arbeit so überzeugend aus, dass Johann Seubert zwischen Mai und Dezember 1944 die Bauarbeiten für den Bunker filmen und fotografieren sollte.

Ziel seiner Arbeit war es dabei, "die Größe der Bunker-Baustelle darzustellen", wie es Marcus Meyer zusammenfasste, sodass eine bei ihm sehr beliebte Bildtotale den Gigantismus des NS-Rüstungsprojektes in den Mittelpunkt stellt, hinter dem die Arbeiter verschwinden. Das galt auch für sein Foto vom eigentlichen Baubeginn, der am 2. Juli 1944 erfolgt.

Wenn man auf die Details im Film achtet, wird für jeden Zuschauer ein zentrales Auswahlprinzip für seine Motive  deutlich: Der Filmemacher und Fotograf richtete seine Kameralinse nur auf das, was seine Auftraggeber interessierte. Das waren die technischen Prozesse und Arbeitsabläufe auf der Baustelle, die eine funktionsfähige Großbaustelle auch während es Bombenkrieges zeigen sollten.

Dabei spielten dann die Arbeiter, die diese Leistung überhaupt erst ermöglichten und schon gar nicht die Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge oder gar russischen Kriegsgefangenen keine Rolle. Bestenfalls wurden die deutschen Ingenieure als „Herren über die Baustelle“ in Szene gesetzt, wie es der Referent ausdrückte.

Doch was wurde im Einzeln gar nicht gezeigt oder völlig an den Rand gedrängt. Für Marcus Myer sind es mögliche Gewaltszenen. So tauchen die Wachleute in der Regel nur sehr versteckt auf und nur ein einziges Mal ist überhaupt ein Soldat zu sehen, der einem Häftling Befehle erteilt. 


Generell waren für den Filmemacher die Häftlinge ohnehin nicht als Individuen, sondern nur als Teil des Arbeitsprozesses auf der Baustelle interessant, sodass sie auch der heutige Betrachter nur als kleine Rädchen in einer gigantischen Maschinerie wahrnimmt.

Auch ein kritischer Zuschauer, der auf einigen Aufnahmen vom Sommer 1944 relativ gut genährte und sauber gekleidete Häftlinge sieht, erhält so den Einruck, dass es auf der Baustelle gar nicht so schlimm zugegangen sein kann.

Gerade dadurch vermittelt der Film, wie der Referent betonte, nur einen Teil der Wahrheit, da er die ganz besonderen Rahmenbedingungen während de Drehtage völlig ausblendet. In dieser Zeit waren gerade neue Häftlinge aus  Neuengamme auf der Baustelle eingetroffen, und die anderen Häftlinge hatten im Sommer 1944 auf Anraten eines Gutachtens für kurze Zeit mehr zu essen bekommen, damit sie arbeitsfähig blieben. Man kann also nur ein vollständiges Bild von der Baustelle und den Arbeits- und Lebensbedingungen aller Arbeiter erhalten, wenn man Erinnerungen ehemaliger Häftlinge und andere zeitgeschichtlicher Dokumente hinzuzieht.

Für Marcus Meyer mögen so dieser Film und die Fotos eine „technische Meisterleistung“ sein, vielleicht kann man das sogar noch ergänzen und ihnen sogar in einem formalen Sinn einen künstlerischen Wert zusprechen, aber das muss erheblich relativiert werden, wenn man ethische und humanistische Kriterien anlegt. Dann handelt es sich in erster Linie um eine fotografisch gekonnte Auftragsarbeit für das NS-Regime, die für Propagandazwecke verwendet werden sollte.



                                   Informationstafel zum Denkort "Bunker Valentin"



Hungern für Hitler – Polnische Zwangsarbeiter in Blumenthal 1940 bis 1945 (Termin: 25.8.)



                                             Cover des Buchs "Hungern für Hitler"




Der emertierte Bremer Professor für Rechts- und Sozialgeschichte Christoph Schminck-Gustavus, der vor allem durch seine Arbeiten über die rechtliche Situation von Zwanasarbeiren bekannt geworden ist, hat sich auch speziell mit jungen Polen beschäftigt, die bei der BWK arbeiten mussten. Die persönlichen Gespräche mit diesen unmittelbar Betroffenen, die er Anfang der 1980-er Jahre in deren Heimat führt und in dem Buch "Hungern für Hitler veröffentlicht hat, waren die Grundlage seines Vortrages in Blumenthal.

Das Schicksal des jungen Polen Adam Tomkiewicz, den man mit 14 Jahren zur Arbeit bei der BWK gebracht hatte, bildete daher ein wichtiger Teil der Präsentation, da er aus seiner Zeit bei der BWK Fotos, Quittungen und Bescheinigungen gesmalelt und mit nach olen genommen hatte, die der Referent bei seinem Besuch in Gdansk, also dem früheren Danzig, fotografiert hatte.

Die Erinnerungen Anfang der 1980-er Jahre kreisten dabei vor allem um das Wohnhaus, in dem die polnischen Zwangsarbeiter in Blumenthal untergebracht worden waren. Sie hatten es Betlejemka genannt, was Bethlemhäuschen bedeutet. Dort hatte der junge Adam eine Großfamilie erlebt, in der es mit Femi Ciagwa eine mütterliche Heimleiterin, und einen älteren Polen als „Beschützer“ gab.

Der Name für das Haus in unmittelbarer Nähe der BWK war den vermutlich stark religiös geprägten Polen offenbar an die Krippenszene in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas erinnert. In einer fremden, unwirtlichen Umgebung gab es so etwa wie eine schützende Familie.

In der Außenwelt regierten hingegen die harten Gesetze für die Fremdarbeiter. So mussten die Polen deutlich sichtbar auf der linken Brust ein „P“ für Pole tragen, da die Fremdarbeiter entsprechen ihrer Herkunft oder „Rasse“, wie sie von der NA-Ideologie festgelegt war, unterschiedlich behandelt wurden. Bei einem Verstoß war eine Geldstrafe zu zahlen, wie eine aufbewahrte Quittung dokumentierte.

Insgesamt war es für Herrn Schminck-Gustavus jedoch schwierig, Auskünfte über das tatsächliche Geschehen in jener Zeit zu erhalten. Das galt sowohl für die beteiligten Polen als auch Deutschen, wenn auch aus vermutlich sehr unterschiedlichen Gründen. So fasste ein zweiter Interviewpartner, der in der BWK gearbeitet hatte, seine Haltung in dem Satz „Wer wird sich megen erinnern?“ zusammen.

Das erklärt auch eine Reihe widersprüchlicher Aussagen über tatsächlichen Vorgänge. Relativ sicher ist es, dass man in der Regel von Zwangsarbeitern sprechen muss. Das zeigt die Rekrutierung der polnischen Schüler. Als nach dem Blitzsieg über die polnische Armee die Schulen wieder eröffnet wurden, hatten die Schüler keine Wahl. Ab der Klasse 5 wurde alle Schüler zur Zwangsarbeit nach Deutschland abtransportiert, während die jüngeren noch etwas mehr lernen durften.

Kontrovers sind die Aussagen über die Entlohnung und die Frage, was in der BWK alles die Schaf- und Zellwolle ersetzen musste, als die Rohstoffversorgung einbrach. Die polnischen Zwangsarbeiter wollen die Verarbeitung von Menschenhaaren beobachtet haben, was von den deutschen Befragten bei der BWK bestritten wird. Für die polnische Version spricht nach der Einschätzung des Referenten, dass sie in den Haaren versteckte kleine Goldmünzen gesehen haben wollen, wie es ein Sitte bei Sinti und Roma ist.

Auch wenn Herr Schminck-Gustavus nicht gezielt der Frage nach der Entlohnung nachgegangen ist, nimmt er an, dass den polnischen Zwangsarbeitern praktisch kein Bargeld ausgezahlt wurde. Offenbar ist der Betrag, der auf dem Papier stand, für das Leben im Wohnheim und Strafen oder Ähnliches verrechnet worden. Es gab jedenfalls keine Geldscheine oder gekaufte Waren unter Adams Erinnerungstücken an seine Arbeit bei der BWK.

Auch wenn die Schilderungen der menschlichen Schicksale der Zwangsarbeiter zu einem bedrückten Nachdenken bei den Zuhörern und Zusehern führte, was durch die vom Referenten in diesen Situationen eingesetzten musikalischen Zwischenspiele noch verstärkt wurde, fanden die Vortragsbesucher trotz dieser emotionalen Belastung viele positive Worte zum Vortrag und der speziellen Präsentation. So regte der als als „spannend“ empfundenen Vortrag, der auch viele zeitgeschichtliche Bezüge und Einblicke in die Arbeitsweise von Herrn Schminck-Gustavus enthielt, noch zu langen Gesprächen unter den Teilnehmern dieser Veranstaltung des Fördervereins Kämmereimuseum an.

Prof.Schminck-Gustavus während des Vortrags (Quelle: Förderverein)


Erinnerungskultur – warum und zu welchem Zweck (Termin: 28.8.)

Einen erstes Resümee der Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit und generell der Bedeutung einer Aufarbeitung von Geschichte für die jeweilige Gegenwart versuchte Dr. Heinz-Gerd Hofschen, der vor seiner Pensionierung Leiter der Abteilung Stadtteilgeschichte im Focke-Museum war.
Daher setzte er sich in seinem Vortrag mit dem Titel "Erinnerungskultur - warum und zu welchem Zweck?" mit den zahlreichen historischer Ausstellungen und die Fernsehprogrammen auseinader, in denen nit zuletzt die Nazi-Zeit in geradezu unendlicher Form thematisiert wird.

Diese Vielfalt verlangt für ihn als Orientierungshilfe ein aktives Geschichtsbewusstein, das uns befhigt, aus den Erfahrungen der Vergangenhet zu lerenne, die Zukunft zu gestalten. 

Mit seinem weiteren ortrag verfolgte er daher das Ziel, diese Fhigkeit zu erlangen. Auch wenn der praktische Erfolg des Versuchs keineswegs gescher tist, hielt der Refeent in Anlehnung an den Poltikwissenschafter Wolfgang Abendroth dessen Aussage "Zumindest kann man aus der Geschichte lernen, was man besser nicht machen sollte" für einen Grundsatz, der handlungsleitend sein müsste.

Mit welchen Schwerigkeiten dieser Lrnrozesse verbunde ist, zeigte Heinz-gerd Hofschen an Rezeption de NS-Vergangenheit in der deutschen Nachkriegsgeschictte auf. Damals gab es zunächst eine kurze Phase der
 Aufarbeitung, in der die Nazi-Herrschaft vor allem als ein Resultat des kapitalistischen Wirtschaftssystems betrachtet wurde, wobei auf die frühe Unterstützung Hitlers und der NSDAP durch Großunternehmen hingewiesen wurde. Gleichzeitig sah man in der Zerschlagung der Gewerkschaften das Mittel, durch das die Nazis ihre Macht zementieren konnten.


Als mi dem Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik die sozialistischen und marxistischen Positionen an Boden verloren, wurde die Nazi-Herrschaft als Werk einzelner gesehen, "die über die Deutschen gekommen seien wie die Marsmenschen“. So karikierte zumindest der Referent diesen Interpretationsversuch.

Einen Grund für diesen Wandel sah  Heinz-Gerd Hofschen in dem Fortbestehen alter personeller Strukturen, da in der jungen Bundesrepublik fast die gesamten NS-Eliten in Justiz und Verwaltung übernommen wurden.

Ein grundlegender Wandel im Umgang mit der NS-Vergangenheit ist für ihn erst Anfang der 60-er Jahre im Zuge der Frankfurter Auschwitzprozesse  eingetreten, als eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Ursachen des Faschismus einsetzte. Die war gleichzeitig mit einer pazifistischen Grundeinstellung in Deutschland verbunden.


Das hat sich inzwischen wieder sehr deutlich geändert, wobei der Referent auf die Entscheidung des Bundestages über Waffenlieferungen in den Irak gerade am 1. September hinwies, also dem 75. Jahrestag es Beginns des Zweiten Weltkrieges. 

Neben diesem "zutiefst geschichstvergessenen" Beschluss sieht Heinz-Gerd Hofschen in der Trivialisierung der NS-Zeit in manchen Fersehdokumentationen eine weitere Gefahr, wenn auf diese Weise gar nichts oder sogar etwas Falsches aus der Geschichte gelernt wird.

Damit kann man in diesem Vortrag ein überzeugendes Plädoyer für die Notwendigkeit einer Veranstaltung sehen, wie sie der Förderverein Kämmereimuseum durchgeführt hat.

Vom Runden Tisch "Geschichtslehrpfad Lagerstr." zum Denkort Bunker Valentin (Termin 29.8.)



                                         Informationstafel am Geschichtslehrpfad


Einen eher praktischen Kontrapunkt zu dieser Beschäftigung mit einer Erinnerungskultur setzte der abschließende Vortrag, denn Dr. Rolf-Dieter von Bargen, der Vorsitzende des Vereins „Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin" schilderte am Beispiel des Geschichtslehrpfades, wie ein Runder Tisch von interessierten Bürgern und Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung zum heutigen Denkort Bunker Valentin geführt hat. 

Der Anstoß zu einer realen Erinnerungskultur ging in Rekum, Farge und Schwaneweder nicht von den hier sichtbaren und räumlich konzentrierten Relikten aus der NS-Vergangenheit aus, sondern von einem damals ganz aktuellen Vorhaben der Stadtplanung. Ende 1992 wollten die Wirtschaftsbehörde und das Bauressort erneut, nachdem erste Vorstöße mehr oder weniger im Sande verlaufen waren, eine von früher 12 auf jetzt 21 ha vergrößerte Gewerbefläche ausweisen. Als Protest gegen diesen geplanten Eingriff in eine noch ländlich geprägte Region am Bremer Stadtrand bildete sich die „Initiative Farge-Rekum“, in der sich Lokalpolitiker, Vertreter der örtlichen Vereine und Bürger zusammenschlossen, die durch die Planänderung direkt betroffen waren.

Auf zwei Einwohnerversammlungen im November 1993 und im Juli 1994 wurde die Initiative beauftragt, sachliche Gründe gegen das geplante Gewerbegebiet und gegen einen neu geplanten Windpark bei den beteiligen Ressorts geltend zu machen.

Ein gewichtiges Argument für eine Ablehnung der Planung fand man in der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des ausgewiesenen Geländes, zu dem die Lagerstraße gehört, die mit dem Leidensweg der beim Bunkerbau eingesetzten Zwangsarbeiter untrennbar verbunden ist.

Dieses Argument zeigte nicht nur bei den Behörden Wirkung, sondern sensibilisierte auch die Mitglieder der Initiative für das Geschehen in ihrer Heimat während der NS-Zeit. Viele Mitglieder sahen sich daher 
in der Pflicht, sich intensiv mit der tragischen Entstehungsgeschichte des Bunkers zu befassen. Daher nahmen sie Kontakt zu ihnen bekannten Sachkennern der NS- Zeit auf, die sie zu einem Runden Tisch einluden.

Als diese informelle Einrichtung den erörterten Vorhaben nicht mehr entsprach, zumal die Aktivitäten auch 
überörtlich und überregional wahrgenommen wurden, wo man feste Ansprechpartner erwartete, suchten die Diskutanten des Rundes Tisches eine neue geeignetere Organisationsform. 

So kam es am 11. Oktober 1999 zur Gründung des Vereins „Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e. V.“, nachdem man bereits am 18. April dieses Jahres die Ausstellung „Leidensweg Lagerstraße“ eröffnet hatte.

Diese Ausstellung wurde zwischen April 1999 und 2004 in Vegesack und verschiedenen Standorten der Bremer Innenstadt sowie zuletzt im Bremer Rathaus gezeigt. Jetzt kann sie als Dauerausstellung in der Baracke 27 jeder Teilnehmer besuchen, der eine Führung auf dem Geschichtspfad mitgemacht hat.


Seit Frühjahr 1999 bemühte sich der vorgesehene Verein bereits um einen Erwerb dieser Baracke 27, die ihm von der Standortverwaltung Schwanewede als zentraler Ort für die Vereinsaktivitäten angeboten wurde. Obwohl man gleich zu Beginn der Verhandlungen einen Schlüssel zum Gebäude erhielt, konnte die Baracke erst durch einen am 7.10.2004 unterschriebenen Kaufvertrag erworben werden, sodass sie auch durch den Verein restauriert werden kann.

Ergänzend zur Ausstellung entwickelte der Verein sein Konzept von einer Gedenkstätte im Sinne von begehbarer Geschichte. Dabei betrachtete man den Bunker, die Lagerstraße und die ehemaligen Lager als Hauptelemente, die durch einen Geschichtslehrpfad verbunden werden sollten.

Dieser Weg, der vorwiegend über den Standortübungsplatz der Bundeswehr verläuft und daher nur an den Wochenenden frei begangen werden kann, wird durch Stelen markiert. Auf ihnen können sich auch zufällige Passanten oder Interessierte, die nicht an einer Gruppenführung des Vereins teilnehme können oder wollen, über das ganz lokale Geschehen in den letzten Jahren der NS-Diktatur informieren.

Die erste dieser Steelen wurde am 27. Januar 2002 am Ort des Massengrabes, wo 768 tote ehemalige Insassen aus den umliegenden Lagern verschart wurden, durch den damaligen ersten Bürgermeister Henning Scherf der Öffentlichkeit übergeben. Gut sechs Jahre später folgte dann die fünfte und letzte Stele auf dem südwestlichen Teil des Standortübungsplatzes Schwanewede.

Hier folgt Teil 3: Fotoausstellung

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